Äußerst herausforderndes Geschäftsjahr 2020 gemeistert – Zukunft der Verkehrswende im Blick behalten
Die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft blickt auf ein äußerst herausforderndes Jahr zurück. Nach einem guten Start ins Jahr 2020 hat die Corona-Pandemie das Verkehrsunternehmen massiv getroffen. Mit durchschnittlich 233 ÖPNV-Fahrten pro Person war bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie erneut ein Anstieg der ÖPNV-Nutzung festzustellen. Der ÖPNV-Anteil erreichte mit 23,3 Prozent den bislang höchsten gemessenen Wert. Gleichzeitig lag der Pkw-Anteil mit 28,6 Prozent auf dem bislang niedrigsten Niveau. Mit dem ersten Lockdown im März wurde diese positive Entwicklung jäh gestoppt. Doch gerade in der Krise wurde deutlich, wie wichtig der öffentliche Nahverkehr für die Daseinsvorsorge ist. „Wir haben all jenen Menschen Mobilität ermöglicht, die eben nicht von zu Hause aus arbeiten konnten“, erklärt VAG-Vorstandsvorsitzender Josef Hasler. Die VAG unternahm alles Notwendige, um Mitarbeiter und Fahrgäste bestmöglich zu schützen. Mittlerweile belegen wissenschaftliche Studien, dass es kein erhöhtes Infektionsrisiko im ÖPNV gibt.
Gegen den Trend der zurückliegenden Jahre mit Steigerungen bei Fahrgästen und Einnahmen, gingen beide Kennzahlen 2020 zurück. Die auf Basis der Nutzungshäufigkeit der verkauften Fahrausweisarten im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) rechnerisch ermittelte Gesamtzahl der Fahrgäste sank pandemiebedingt um rund 20 Prozent von 152,4 Millionen auf 121,6 Millionen Personen. Die tatsächlichen Fahrgastzahlen dürften jedoch noch einmal deutlich darunter liegen, da die Rückgänge der Nutzungshäufigkeiten insbesondere im Bereich der Zeitfahrausweise mangels statistischer Basis nicht abgebildet werden können.
Die Verkehrserlöse sanken im Vergleich zum Vorjahr um rund 25 Prozent auf 118,6 Millionen Euro. Während die ÖPNV-Stammkundschaft weit überwiegend ihre Abos nicht kündigte, brachen die Einnahmen bei den Gelegenheitsfahrten größtenteils weg. „Dass uns die meisten unserer Abonnent*innen in dieser schwierigen Zeit treu geblieben sind, ist ein deutlicher Vertrauensbeweis, über den wir uns sehr freuen“, so der VAG-Vorstandsvorsitzende. Der von Bund und Land zur Verfügung gestellte Rettungsschirm konnte dauerhaften wirtschaftlichen Schaden verhindern. Erstattet wurden finanzielle Schäden durch Fahrgeldausfälle abzüglich Corona-bedingter Kosteneinsparungen, in Bayern jedoch maximal 90 Prozent. Die VAG erhielt für die Monate bis August 2020 vorläufige Ausgleichszahlungen in Höhe von rund 22 Millionen Euro aus dem ÖPNV-Rettungsschirm. Auch die von der Stadt Nürnberg beantragten Ausgleichszahlungen in Höhe von rund fünf Millionen Euro für den Zeitraum September bis Dezember 2020 hat die VAG Ende letzten Jahres erhalten. Die genaue Berechnung der Werte ist noch nicht abgeschlossen.
Das Jahresergebnis 2020 lag bei -89,5 Millionen Euro und damit um 17 Prozent unter dem Vorjahreswert (-76,4 Millionen Euro). Die Investitionen betrugen rund 65,5 Millionen Euro (Vorjahr: 50,0 Millionen Euro). Trotz der unvorhersehbaren Mehrbelastung durch die Corona-Schutzmaßnahmen konnte die VAG im vergangenen Jahr viele Verbesserungen auf den Weg bringen. Im August sind die ersten drei der neuen U-Bahn-Fahrzeuge des Typs G1 in den Fahrgastbetrieb gegangen. Die letzte von 14 dreiteiligen Straßenbahnen wurde nach grundlegender Modernisierung Mitte des Jahres in Betrieb genommen. Ende des Jahres ging die erste runderneuerte vierteilige Straßenbahn wieder in Betrieb. Anfang 2020 trafen 19 neue Busse bei der VAG ein, zwei Elektro-Gelenkbusse und 17 Diesel-Hybrid-Busse. Mit Unterstützung des Bundes investiert die VAG in den nächsten Jahren kräftig in eMobilität: Im Juni war Spatenstich für den eBus-Port am Standort des Busbetriebshofs in Schweinau, der ab Mitte 2021 Lademöglichkeiten für 39 Busse bieten wird. Hier entwickelt die VAG zusammen mit der N-ERGIE ein Strombeschaffungs- und Lademanagement, das Emissionen senkt und so den Betrieb noch grüner macht. Und auch das Angebot im Busbereich hat mit dem Busnetz Süd erheblichen Schub erfahren. Mit dem VAG_Rad ergänzt die VAG ihr Angebot über den klassischen ÖPNV hinaus mit zeitlich uneingeschränkter Verfügbarkeit. Die Flotte der Leihfahrräder hat sich im Jahr 2020 verdreifacht, die Flexzone wurde auf das gesamte Gebiet innerhalb des Rings ausgedehnt. Die Zahl der Ausleihen ist fast auf das Vierfache gestiegen und lag bei rund 450.000.
Die Zufriedenheit mit der VAG ist 2020 auf einen neuen Höchststand gestiegen. In einer im Sommer durchgeführten Befragung zeigten sich 84 Prozent der Nürnberger*innen zufrieden mit dem öffentlichen Nahverkehr in der Stadt. In der Vor-Corona-Phase lag dieser Anteil bei 76 Prozent. „Wir freuen uns, dass die Fahrgäste unsere Leistungen honorieren“, so VAG-Chef Josef Hasler. „Deshalb bin ich auch überzeugt, dass wir nach der Pandemie an die früheren Erfolge anknüpfen können.“ Für das Jahr 2021, das immer noch von der Pandemie überschattet wird, rechnet er noch nicht wieder mit der sonst üblichen Zahl an Fahrgästen: „Das heißt, dass wir weiterhin Verluste einfahren und entsprechende Unterstützung benötigen, um die Verkehrswende weiter voranbringen zu können.“