Erfolgreiches Geschäftsjahr 2019 – große Herausforderungen durch Corona-Pandemie
Die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2019 zurück, steht aber aufgrund der Corona-Pandemie in diesem Jahr vor großen Herausforderungen. „Vor der Corona-Krise befand sich der ÖPNV als Problemlöser bei der Verkehrswende im Aufwind“, so Josef Hasler, Vorstandsvorsitzender der VAG, bei der Vorstellung der Bilanz für das Geschäftsjahr 2019. Nach den ersten fünf Monaten im neuen Jahr stelle sich die Situation komplett anders dar: „Wir müssen zusammen mit der Politik Lösungen finden, um den Nahverkehr als Treiber der Verkehrswende auch künftig zu stärken. Die Fahrgäste werden zurückkommen.“
Insgesamt entwickelte sich die wirtschaftliche Lage des Unternehmens 2019 besser als erwartet. Die Verkehrserlöse erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr um 3,0 Prozent auf 158,1 Millionen Euro. Die Investitionen betrugen rund 50 Millionen Euro (Vorjahr: 33,6 Millionen Euro). Der Zuschussbedarf erhöhte sich insbesondere wegen der hohen Investitionen auf 76,4 Millionen Euro (Vorjahr: 69,8 Millionen Euro), blieb aber deutlich unter dem geplanten Ergebnis der Geschäftstätigkeit von -86,2 Millionen Euro. Hauptgrund für die Ergebnisverbesserung waren Erträge aus den Auflösungen von Rückstellungen sowie geringere Fremdleistungen.
Mehr Fahrzeuge für mehr Fahrgäste
Mit durchschnittlich 230 Fahrten pro Person und damit zwei Fahrten mehr als im Vorjahr war 2019 erneut ein Anstieg der ÖPNV-Nutzung in Nürnberg festzustellen. Die Zahl der Fahrgäste stieg auf 152,4 Millionen Personen. Teil der Innovationsoffensive der VAG ist die Beschaffung neuer Fahrzeuge. Die ersten sechs neuen U-Bahn-Fahrzeuge des Typs G1 wurden 2019 ausgeliefert und befinden sich aktuell im Zulassungsprozess. Nach einer europaweiten Ausschreibung hat Siemens 2019 zudem den Auftrag erhalten, neue Straßenbahnen für Nürnberg zu liefern. Die Basisbestellung umfasst zwölf Bahnen des Typs Avenio. Zudem ist eine Option für den Kauf von weiteren 75 Fahrzeugen enthalten. Der Freistaat Bayern fördert die Beschaffung der ersten zwölf Bahnen mit rund 40 Prozent der förderfähigen Anschaffungskosten, in Summe rund 14 Millionen Euro. Nach positiven Erfahrungen mit dem ersten eBus, der seit 2018 im Einsatz ist, hat die VAG 2019 sechs weitere eBusse bestellt. Zwei E-Gelenkbusse wurden bereits um die Jahreswende geliefert, vier weitere E-Solobusse gehen im Sommer in den Fahrgastbetrieb. Dank einer Förderung in Höhe von insgesamt knapp 24 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit wird die Flotte bis Ende 2022 um weitere 52 eBusse und die dazu notwendige Ladeinfrastruktur erweitert.
VAG_Rad erfolgreich gestartet
Mit dem Fahrradverleihsystem VAG_Rad, das im Juni 2019 startete, hat die VAG ihr Mobilitätsangebot erweitert. Fahrgäste können damit die so genannte "erste und letzte Meile" überbrücken oder Touren im Stadtgebiet unternehmen. AboKunden erhalten 600 Freiminuten im Monat. Bis Jahresende hatten sich rund 20.000 Kunden bei VAG_Rad registriert, die insgesamt etwa 120.000 Fahrten unternommen haben. „Mit VAG_Rad haben wir genau den Nerv der Zeit getroffen und bieten Abo-Kunden einen reellen Mehrwert“, bilanzierte Josef Hasler.
Trend zum Abo hielt an
Der Trend zum JahresAbo hielt 2019 an: In den vergangenen fünf Jahren konnten 25 Prozent an Abonnenten hinzugewonnen und schließlich Ende des Jahres die 100.000er-Marke geknackt werden. Das anfangs als Pilotprojekt in Nürnberg gestartete FirmenAbo ab 5 für kleinere Unternehmen wurde Anfang 2019 auf das gesamte VGN-Gebiet ausgeweitet und erfreut sich großer Beliebtheit. So hat mit Start zum 1. August 2019 das hundertste Unternehmen ein FirmenAbo ab 5 für seine Beschäftigten eingeführt.
Digitalisierung
Digitalisierung spielt im Nahverkehr eine zentrale Rolle. Das beginnt bei Informationsangeboten in Echtzeit und geht über Onlineshops bis hin zu Apps, die verschiedene Services bündeln. Eine solche Mobilitätsplattform entwickelt die VAG derzeit. Mit ihr sollen sowohl Fahrplanauskunft wie Ticketkauf möglich sein, Anreizsysteme zur intensiveren Nutzung des ÖPNV und Themen wie Car- und Bikesharing integriert werden. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur unterstützt das Projekt mit einer Förderung in Höhe von 2,2 Millionen Euro.
Ausblick
Da viele Fahrgäste während der Ausgangsbeschränkungen Busse und Bahnen nicht wie gewohnt in Anspruch nehmen konnten, werden die Auswirkungen der Corona-Pandemie das Jahresergebnis der VAG 2020 massiv belasten. „Wir sind während des strikten Lockdowns 80 Prozent des normalen Angebots gefahren, hatten aber nur 20 bis 30 Prozent der Fahrgäste. Inzwischen sind es wieder circa 50 Prozent“, erklärte der VAG-Vorstandsvorsitzende. Mit der moderaten Anpassung des Angebots kam die VAG stets ihrer Verpflichtung im Rahmen der Daseinsvorsorge nach und bot den Fahrgästen jederzeit die Möglichkeit, ihre Ziele zu erreichen. „Zur Sicherstellung der umfassenden, sozial gerechten und ökologischen Mobilität auch in Zukunft und zur Sicherung der Arbeitsplätze brauchen wir einen Schutzschirm zum Ausgleich der gegenüber 2019 drastisch gesunkenen Fahrgeldeinnahmen, um den öffentlichen Nahverkehr am Laufen zu halten“, appellierte Josef Hasler an die Politik. „Vor allem aber brauchen wir von der Politik ein klares Bekenntnis zur Verkehrswende, die auch in der jetzigen Situation vorangebracht werden muss. Der ÖPNV muss gestärkt werden, um für die Fahrgäste eine Alternative zum Auto zu sein.