Nürnbergs erste neue Straßenbahn in der dynamischen Inbetriebsetzung
Nürnbergs erste neue Straßenbahn vom Typ Avenio ist vergangene Woche im Siemens-Testcenter Wegberg-Wildenrath in Nordrhein-Westfalen angekommen. Hier wird sie in den nächsten Wochen erste dynamische Tests absolvieren. Diese sind Bestandteil des Inbetriebsetzungs- und Zulassungsprozesses.
Mit dem Bau des ersten Fahrzeuges wurde vor knapp einem Jahr im Siemens-Werk in Serbien begonnen, in dem auch Straßenbahnen für die Verkehrsbetriebe in München und Bremen gebaut werden. Aktuell sind dort schon drei weitere Züge für die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg in unterschiedlichen Stadien im Bau. „Für das erste Fahrzeug muss immer mehr Zeit angesetzt werden als für die Folgefahrzeuge. Während des Produktionsprozesses gibt es noch Abstimmungsbedarf. Corona hat uns dies erschwert, denn normalerweise wären wir häufiger vor Ort gewesen, um den Bau zu überwachen. Aber Siemens und wir haben die Aufgabe gelöst“, berichtet Johannes Wendland, VAG-Projektleiter. Bereits im Januar 2022 werde die zweite Straßenbahn auf einem Tieflader nach Wegberg-Wildenrath gebracht, die dritte komme nach aktuellen Planungen im Februar direkt nach Nürnberg, so Wendland.
Die Basisbestellung der VAG umfasst zwölf Bahnen des Typs Avenio. Diese werden voraussichtlich ab Sommer 2022 nach und nach in den Fahrgastbetrieb gehen und insbesondere zur Angebotsverstärkung auf bereits jetzt stark nachgefragten Linien dienen. Zudem beinhaltet der Auftrag an Siemens sechs weitere Optionen für weitere 75 Fahrzeugen, die voraussichtlich bis 2035 beauftragt werden können. So ist beispielsweise geplant, den neuen Stadtteil, der an der Brunecker Straße entsteht, sowie die dort geplante neue Universität mit der Straßenbahn an den ÖPNV anzubinden.
Der Avenio
Beim Avenio handelt es sich um ein bewährtes Niederflurfahrzeug, das einen stufenlosen Zugang ermöglicht. Auch im Fahrzeuginnenraum ist es stufenlos, lediglich die Sitze über den Rädern sind erhöht. Der Avenio besteht aus vier Modulen mit jeweils einem eigenen, mittig angeordneten Drehgestell. Im Zugangsbereich der acht Doppeltüren sind sogenannte Multifunktionsbereiche angeordnet, die mehr Raum bieten für ein zügiges Ein- und Aussteigen, aber auch ausreichend Abstellmöglichkeiten für Kinderwägen, Rollatoren und Rollstühle sowie in Nebenverkehrszeiten für Fahrräder. Wie beim G1 sind längs der Türen des Avenio LED-Leisten angebracht, die den Fahrgästen mit Grün bzw. Rot signalisieren, ob eingestiegen werden kann. Bei den Kund*innen dürfte zudem die ganzjährige Klimatisierung der Fahrzeuge sowie die WLAN-Ausstattung gut ankommen, so Projektleiter Johannes Wendland. Ihm gefällt der Avenio: „Wir bekommen ein wirklich schönes Fahrzeug. Das gilt für die Optik wie für die Funktionalität und den Komfort. Attraktive Züge und ein gutes Angebote sind Voraussetzung für mehr Fahrgäste im klimafreundlichen ÖPNV.“
Gesamtvolumen
Dank der großen Stückzahl hat die VAG auch für den Basisauftrag einen attraktiven Preis bekommen. Rund 44 Millionen Euro kosten die zwölf ersten Straßenbahnen. Der Freistaat Bayern fördert deren Beschaffung mit rund 40 Prozent der förderfähigen Anschaffungskosten, in Summe ca. 14 Millionen Euro. Die Förderung kommt aus verschiedenen Fördertöpfen, nämlich aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz und dem Maßnahmenpaket zur Luftreinhaltung des Freistaates Bayern. Dieses soll die Verkehrsunternehmen u. a. dabei unterstützen, ihre Fahrzeugflotte zu erneuern oder zu verstärken, um noch mehr Menschen zum Umsteigen auf den ÖPNV zu bewegen. Der ÖPNV gilt hier als wesentlicher Faktor pro Umwelt und Klima.