VAG-Bilanz 2012: zufriedenstellendes Geschäftsergebnis - konsequente Ausrichtung auf Service und Nachhaltigkeit

156,8 Millionen Personen beförderte die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft im Jahr 2012 mit U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen in Nürnberg, Fürth, Stein, Erlangen sowie in kleineren Nachbarorten...

156,8 Millionen Personen beförderte die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft im Jahr 2012 mit U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen in Nürnberg, Fürth, Stein, Erlangen sowie in kleineren Nachbarorten. Wie bereits in den Vorjahren entschieden sich 22 Prozent der Nürnberger bei der Verkehrsmittelwahl für den ÖPNV. Die Anzahl der Fahrgäste sank leicht um 0,5 Prozent von 158 Mio. auf 157 Mio. Personen.

"Die VAG sichert die Grundversorgung an Mobilität und ermöglicht so das soziale und wirtschaftliche Leben vor Ort. Das Unternehmen trägt zum Gemeinwohl der Stadt und der Region bei sowie zur Lebensqualität der einzelnen ÖPNV Nutzer", bilanziert Josef Hasler, Vorstandsvorsitzender der VAG. "Allerdings gestaltet sich die Finanzierung des ÖPNV vor dem Hintergrund wegfallender Fördermittel zunehmend schwieriger."

Die Umsatzerlöse der VAG stiegen im Geschäftsjahr 2012 um 12,6 Millionen Euro auf 153,1 Millionen Euro. Die Verkehrserlöse inklusive Verkehrsnebenerlöse erhöhten sich im Berichtsjahr um 13,4 Mio. Euro. Die Steigerung resultierte aus der Tariferhöhung und der Einführung des Stadttarifs zum 1. Januar 2012.

Der Jahresfehlbetrag und somit der Zuschussbedarf erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 12,3 Mio. Euro auf 65,8 Mio. Euro. Dieser wird auf Basis des bestehenden Ergebnisabführungsvertrages mit der Städtische Werke Nürnberg GmbH von der Muttergesellschaft ausgeglichen.

Die VAG beschäftigte 2012 im Durchschnitt 1.649 Mitarbeiter (Vorjahr: 1.673) sowie 26 Auszubildende (Vorjahr: 23). Trotz der Reduktion des durchschnittlichen Personalstandes erhöhten sich die Entgelte um 2,3 Mio. Euro bzw. 3,8 Prozent. Aus den Tarifverhandlungen 2012 fließen ab Juni 2012 Entgelterhöhungen von 3,5 Prozent in den Personalaufwand ein. Insgesamt stiegen die Personalaufwendungen um 9,8 Mio. Euro bzw. 12 Prozent auf 91,6 Mio. Euro. Ausschlaggebend war im Wesentlichen der zinsbedingte Anstieg der Aufwendungen für Altersversorgung.

Service und Nachhaltigkeit

2012 nahm die VAG rund 80 neue Fahrscheinautomaten in Betrieb, die dem Fahrgast nun eine einheitliche Bedienstruktur und Bezahlweise mit Bargeld, Geldkarte, Girocard und Kreditkarte ermöglichen.

Zudem baute die VAG 2012 ihre Informationskanäle zu den Fahrgästen weiter aus: dynamische Anzeigen an Bahnhöfen und Haltestellen, die Ansagemöglichkeit an Bahnhöfen und in den Wagen, Monitore in den Fahrzeugen sowie Dienste über das Internet bieten den Kunden aktuelle Informationen zum Fahrplan und Betriebsablauf. Eine Bürgerumfrage der Stadt Nürnberg zeigt, dass 86 Prozent der Nürnberger mit dem Öffentlichen Nahverkehr in ihrer Stadt zufrieden sind.

Im Rahmen der Ökostrom-Initiative der VAG werden seit 2012 nicht nur die Straßen- und U-Bahnen mit umweltfreundlichem Strom betrieben, sondern auch alle anderen Einrichtungen wie Werkstätten, Betriebshöfe und Fahrtreppen der VAG. Durch die Umstellung auf regenerativen Strom aus Wasserkraft sinkt der CO2-Ausstoß der VAG jährlich um über 30.000 Tonnen – ein weiterer großer Schritt in Richtung klimabewusste Mobilität.

Investitionen und Leistungen

Das Investitionsvolumen betrug im Geschäftsjahr 2012 rund 14,4 Mio. Euro. Der größte Anteil der Investitionen mit 5,7 Mio. Euro entfiel auf den Bereich Bus. Hier beschaffte die VAG zehn neue Erdgas- sowie zwei Hybridbusse. Der zweitgrößte Anteil des Investitionsvolumens mit 3,3 Mio. Euro floss in den Bereich Fahrweg – überwiegend für Gleisanlagen, Streckenausrüstungen und Sicherungsanlagen sowie in Betriebs- und Geschäftsausstattung. In den Bereichen U-Bahn (3,2 Mio. Euro) und Straßenbahn (rund 0,5 Mio. Euro) dienten die Investitionen den Abschlusszahlungen für die U-Bahn-Doppeltriebwagen bzw. für die Straßenbahnzüge vom Typ Variobahn.

Tradition und Zukunft

Im Rahmen einer Untersuchung im Zuge der Vorarbeiten zur Ausschreibung neuer U-Bahn-Züge wurde eine mögliche Automatisierung der U1 geprüft. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass derzeit der Weiterbetrieb der U1 in konventioneller Form wirtschaftlicher ist als eine Automatisierung der Linie. Das Liniennetz der VAG wächst weiter: Im Oktober 2012 begann der Tunnelbau für den neuen Streckenabschnitt zum Endbahnhof der U3 am Nordwestring über den zukünftigen Bahnhof Klinikum Nord. Der Planfeststellungsbeschluss für die Straßenbahnneubaustrecke Thon bis zur Haltestelle Wegfeld liegt seit Februar 2013 vor. Der erste Teil der notwendigen Rodungsarbeiten wurde bereits durchgeführt. 40 Straßenbahnfahrzeuge des Typs GT6N und GT8N werden neu gestaltet, u.a. um die Sicherheit im Fahrbetrieb und die Benutzerfreundlichkeit für die Fahrgäste zu erhöhen.

Ausblick

Der ÖPNV ist eine tragende Säule der Mobilität in Deutschland und leistet einen wichtigen Beitrag zu einer umweltverträglichen, für alle zugänglichen und bezahlbaren Mobilität sowie zur Funktionsfähigkeit der Wirtschaft. Trotz der höheren Beförderungsleistungen und der zunehmenden Bedeutung des ÖPNV sinkt der finanzielle Beitrag der öffentlichen Hand seit Jahren. Mit dem 2019 auslaufenden Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) sowie den gleichzeitig endenden Kompensationsmitteln für die ehemaligen GVFG-Landesprogramme entfallen gleich zwei wichtige Stützen der ÖPNV-Finanzierung. Ab 2020 wird die gegenwärtig gesetzlich festgelegte Förderung gänzlich hinfällig. Eine finanzielle Förderung für Erneuerungsinvestitionen wird dann nicht mehr existieren. Bund und Länder stehen vor der Herausforderung, für die auslaufenden Programme entsprechende Anschlussregelungen zu finden, um die Finanzierung des ÖPNV in Deutschland auf eine solide Basis zu stellen und eine Perspektive über 2019 hinaus zu eröffnen.

Im Zeitraum von 2014 bis 2019 erreichen bei der VAG beispielsweise 42 Altfahrzeuge des Typs DT1, die aktuell auf der U-Bahn-Linie U1 im Einsatz sind, ihr kalkuliertes Lebensdauerende. Die Finanzierung der Ersatzbeschaffung sowie weiterer notwendiger Investitionen ist bisher nicht geklärt. Aufgrund der derzeit fehlenden Zusagen für öffentliche Zuschüsse wären die Maßnahmen im dreistelligen Millionenbereich durch die VAG alleine zu tragen, was die Leistungsfähigkeit des Unternehmens deutlich übersteigt. Zudem birgt die Diskussion um die EEG-Umlage, von der die VAG derzeit noch befreit ist, finanzielle Risiken: Sollte das Unternehmen in Zukunft zur Zahlung der EEG-Umlage verpflichtet werden, würde dies eine zusätzliche jährliche Millionenbelastung bedeuten.