VAG: Verkehrswende hat 2022 wieder an Fahrt aufgenommen
Die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg hat im Jahr 2022 nach dem pandemiebedingten Einbruch wieder Fahrgäste zurück- und neue hinzugewonnen. Die Fahrgastzahlen lagen im Schnitt wieder bei 85 Prozent der Nachfrage im Vergleich zu 2019. Das während der Sommermonate gültige 9-Euro-Ticket gab den Anstoß zu einem erneuten Aufschwung. Gleichzeitig stellte sich – wie von den Experten erwartet – heraus, dass ein günstiges Ticket nicht das einzige Kriterium für die Menschen ist, auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umzusteigen. „An erster Stelle muss ein gutes und zuverlässiges Angebot vorhanden sein, wie wir es bei der VAG bieten und künftig weiter ausbauen werden“, so VAG-Vorstandssprecher Tim Dahlmann-Resing bei der Vorstellung der Bilanz für 2022.
Dass die Verkehrswende wieder an Fahrt aufgenommen hat, lässt sich an den seit über 30 Jahren im Auftrag der VAG erhobenen Kennzahlen zur Mobilität der Nürnberger*innen erkennen: Im Geltungszeitraum des 9-Euro-Tickets erreichte der ÖPNV in Nürnberg mit 24 Prozent einen Marktanteil, der sogar leicht über dem Vor-Pandemieniveau lag. Für das gesamte Jahr 2022 lässt sich in Summe ein ÖPNV-Marktanteil von 20 Prozent feststellen. Die auf Basis der Nutzungshäufigkeit der im VGN verkauften Fahrausweisarten rechnerisch ermittelte Gesamtzahl der Fahrgäste stieg im Jahr 2022 auf 136 Millionen. Das hohe Niveau von 2019 mit 152 Millionen Fahrgästen wurde noch nicht wieder erreicht. Viele Menschen arbeiteten z. B. nach wie vor mehr im Home Office. Auch der Freizeitverkehr war im ersten Halbjahr noch deutlich reduziert. Doch der Trend zeigt nach oben. Die VAG ist auf dem Weg, das Angebot weiter zu verbessern. Tim Dahlmann-Resing; „Um den steigenden Bedarf auch in Zukunft zuverlässig abdecken zu können, bauen wir das Angebot stetig aus. Dabei setzen wir auch auf innovative Technologien sowie vernetzte Mobilitätsservices und betreiben eine ökologische Infrastruktur.“
Neue Fahrzeuge und Ausbau der Infrastruktur
Ein Baustein für die Verkehrswende sind neue Fahrzeuge. Im Herbst 2022 hat die VAG den letzten der 35 neuen
U-Bahn-Züge des Typs G1 in Betrieb genommen. Überhaupt stand das Jahr im Zeichen der U-Bahn: Rund 40.000 Besucher*innen feierten das Jubiläum „50 Jahre U-Bahn“ an einem Wochenende im Juli in der U-Bahn-Werkstatt in Langwasser.
Ein weiterer Meilenstein war die Inbetriebnahme der ersten von 26 neuen Straßenbahnen des Typs Avenio. Zehn Monate, nachdem das erste Fahrzeug in Nürnberg ankam, ging es kurz vor Weihnachten in den Fahrgastbetrieb.
Mit insgesamt 46 eBussen konnte die VAG 2022 bereits rund ein Viertel ihres regulären Linienbetriebs lokal emissionsfrei und geräuscharm betreiben. 2023 werden weitere 46 eBusse von Mercedes Benz in Betrieb gehen. Erfreulicherweise erhielt das Unternehmen eine Förderzusage für die Beschaffung von weiteren 56 eBussen, die in den Jahren 2024/25 geliefert werden sollen. Damit ist dann bereits 2025 die Busflotte zu 70 Prozent auf Elektroantrieb umgestellt. Da für die wachsende Flotte auch der Platzbedarf steigt, wurde der Um- und Ausbau des Busbetriebshofs in Schweinau weiter vorangetrieben sowie der Straßenbahnbetriebshof in der Heinrich-Alfes-Straße erweitert.
VAG_Rad erweitert
Seit Mai 2022 ergänzen 500 neue VAG_Räder das Fahrradverleihsystem, das seither insgesamt 2.000 Fahrräder und zwölf Lastenräder zählt. Außerdem kam eine neue Flexzone im Stadtteil Langwasser hinzu. Das eröffnete den Nutzer*innen weitere Möglichkeiten, die Strecken von oder zur nächsten Haltestelle oder direkt zur Arbeitsstätte zu überbrücken sowie ganze Touren durch Nürnberg zu unternehmen und so die Frankenmetropole aus anderen Perspektiven kennenzulernen.
VAG bietet attraktive Jobs
„Besser verbunden“ lautete das Motto der Europäischen Mobilitätswoche 2022, an der sich die VAG aktiv beteiligt hat – auch eine gute Gelegenheit, um Werbung für die attraktiven Jobs zu machen, die bei der VAG laut Magdalena Weigel, Vorstand für Personal und IT, zu besetzen sind: „Die Zukunft der Mobilität in Nürnberg mitzugestalten, ist mehr als nur ein Job. Es ist eine sinnstiftende Aufgabe. Da viele Kolleg*innen in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen und wir das Angebot weiter ausbauen wollen, suchen wir in allen Bereichen Mitarbeitende.“ Neue Angebote sollen dazu beitragen, die Hemmschwelle für eine Bewerbung zu senken. Beim neu entwickelten JobDating informierten Mitarbeiter*innen aus dem Personalbereich über offene Stellen und führten kurze Job-Interviews. Magdalena Weigel betont: „Durch den kürzlich geschlossenen Tarifabschluss ist es gelungen, insbesondere in den unteren Entgeltgruppen das Entgelt deutlich zu steigern. Gute Voraussetzungen für alle, die sich für eine Beschäftigung bei der VAG interessieren.“
Digitale Lösungen weiter ausgebaut
Um Lösungen für zeitgemäße Mobilität zu bieten, hat die VAG 2022 auch ihre digitalen Angebote weiterentwickelt. Sie machen es den Fahrgästen einfacher, Busse und Bahnen zu nutzen und perspektivisch mit anderen Verkehrsträgern zu verknüpfen: Die App NürnbergMOBIL bietet einen ständig wachsenden Funktionsumfang. Der Einbindung des Fahrradverleihsystems VAG_Rad werden weitere Mobilitätsdienste folgen. „Zukunftsweisend ist auch ein Projekt zur Auslastungsmessung in Bussen, mit dem wir künftig prognostizieren können, wie voll ein Fahrzeug sein wird,“ beschreibt VAG-Vorstand Tim Dahlmann-Resing.
ÖPNV-Rettungsschirm
Zum Nulltarif ist ein gut funktionierender öffentlicher Nahverkehr nicht zu haben. Das Ergebnis der Geschäftstätigkeit (EGT) des Geschäftsjahres 2022 lag bei -102.191 T€ und damit 21.025 T€ bzw. 25,9 Prozent schlechter als im Vorjahr, jedoch erheblich besser als das Planergebnis von -125.745 T€. Rund 48 Millionen Euro hat die VAG investiert, vor allem in die Neubeschaffung der U-Bahn-Fahrzeuge des Typs G1 sowie Anzahlungen und Anlagen im Bau für Straßenbahnen. Im Jahr 2022 wurden die durch die Corona-Pandemie und das 9-Euro-Ticket bedingten Umsatzausfälle und induzierten Kosten vollständig ersetzt. Vorläufig wurden rund 56,4 Mio. € (davon 24,9 Mio. € für das 9-Euro-Ticket) ausbezahlt. Antragsteller und direkter Leistungsempfänger war aus beihilfe-rechtlichen Gründen die Stadt Nürnberg. Die erhaltenen Mittel werden der VAG ergebniswirksam weitergereicht. Aufgrund der außerordentlichen Energiekostenentwicklung gab es zur Stärkung des ÖPNV zudem Soforthilfen in Höhe von 0,4 Mio. €.