Wie neu: die erste Straßenbahn des Typs GT6N ist runderneuert

Die erste dreiteilige Niederflurstraßenbahn erstrahlt in neuem Glanz. Das Ergebnis könne sich sehen lassen, ist Tim Dahlmann-Resing, Vorstand Technik und Marketing der VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg, überzeugt. „Die Fahrgäste werden den Eindruck haben, sie sei komplett neu. Die technische Modernisierung bot die Chance, das Fahrzeugdesign der neuen Linie anzupassen und für die Fahrgäste den Komfort zu erhöhen.“

 

Die drei- und vierteiligen Straßenbahnen der VAG werden nach gut 20 Jahren im Fahrgastbetrieb und etwa einer Million Kilometer in den nächsten Jahren technisch auf den neuesten Stand gebracht. Damit ist gewährleistet, dass sie noch einmal bis zu 20 Jahre eingesetzt werden können.

 

Als erstes Fahrzeug wurde der Wagen mit der Nummer 1011 der Runderneuerung unterzogen. Im Herbst 2016 wurde der Zug nach Leipzig gebracht. Dort haben die Kiepe Electric als Konsortialführer und die IFTEC, ein Tochterunternehmen der Leipziger Verkehrsbetriebe, die Umbauarbeiten übernommen. Beide haben sich auf die Modernisierung von Altfahrzeugen spezialisiert hat.

 

Die Bahnen wurden so weit wie notwendig zurückgebaut, Bauteile wurden aufgearbeitet und wieder eingebaut, wie beispielsweise die Wandverkleidungen. Komplett getauscht wurden die Faltenbälge zwischen den Wagenteilen. Die Fahrgasttüren blieben erhalten, wurden aber auf neuesten Standard gebracht. So erkennen sie nun, wie die Türen der U-Bahn, dank Einklemmerkennung selbst Hundeleinen. Die VAG arbeitete Drehgestelle, Motoren und Bremsen auf.

 

Da die VAG-Qualitätsoffensive nicht nur technische Maßnahmen betrifft, die die Zuverlässigkeit und Sicherheit erhöhen, bekam das Erscheinungsbild einen hohen Stellenwert. „Wenige Farben und klare Linien, mehr Licht sowie hochwertige und langlebige Materialien sorgen für eine zeitgemäße Innenraumgestaltung, in der sich unsere Kunden wohl fühlen werden“, erläutert Tim Dahlmann-Resing. Künftig werden im Innern die Farben Graphitschwarz, Graphitgrau und Schiefergrau eine ruhige Atmosphäre schaffen. Die Sitze wurden teils entlang der Längsseite angeordnet, damit sich die Fahrgäste schneller setzen und schneller aufstehen können. Die Sitzschalen sind noch ergonomischer gestaltet als die alten und leuchten in der VAG-Hausfarbe Rot. Ausgesprochen gut wirkt die neue Innenbeleuchtung. Bisher verlief ein Leuchtenband in der Mitte der Wagendecke, was das Fahrzeug schmal machte. In den neu gestalteten Fahrzeugen verlaufen zwei LED-Leuchtbänder seitlich in der Decke. Der Raum wirkt dadurch komplett anders, breiter, höher und geräumiger. Gut getan hat dem Erscheinungsbild der Verzicht auf die horizontal angeordneten Haltestangen aus Edelstahl. Sie verlaufen vertikal und im oberen Bereich schräg zur Decke hin. Damit sich Sehbehinderte gut orientieren können, wurden die Haltewunschtaster Feuerrot und die Türbereiche mit gelben Sicherheitsstreifen markiert.

 

Bis 2022 sollen 40 Straßenbahnen aus den Jahren 1995 bis 2001 modernisiert werden; 14 dreiteilige des Bautyps GT6N und 26 vierteilige Fahrzeuge des Bautyps GT8N. Die Projektkosten belaufen sich auf knapp 24 Millionen Euro.